Atomic Blonde

Kinostart: 24.08.17
2017
Filmplakat: Atomic Blonde

FBW-Pressetext

Berlin, 1989. Deutschland steht kurz vor der Wende. Doch noch sind für Ost und West die Fronten im Kalten Krieg klar verteilt. Die Geheimdienste KGB und CIA kämpfen dabei vor allem um eines: wichtige Informationen und die Geheimhaltung derselben vor dem jeweils anderen. In der Mitte des Ganzen steht Lorraine Broughton. Sie ist Agentin des britischen MI6, kennt beide Seiten und erhält nun den Auftrag, mit Hilfe eines bereits in Berlin stationierten Kollegen einen Doppelagenten zu entlarven. Und zwar am besten noch vor dem Fall der Mauer. Mit ATOMIC BLONDE hat Regisseur David Leitch die Graphic-Novel „The coldest city“ für die große Kinoleinwand verfilmt. Die Action- und Kampfsequenzen sind hart und mit unglaublicher Präzision choreografiert und inszeniert, die Schnitte sind rasant, die Einstellungen in ihrer Komposition auch in ihrer Farb- und Lichtgestaltung etwas Besonderes. Das Setting im Berlin der Wende ist authentisch rau, grau und stumpf, doch einzelne Bauten, Häuser, aber auch Kostüme wirken fast schon comichaft überhöht, sodass hier auf wunderbare Weise die Vorlage in den Film Einzug hält. Dominiert wird die Handlung von einer grandiosen Charlize Theron, die in einer Mischung aus Femme Fatale und Killer Queen als „Atomic Blonde“ auftritt und durch ihr lasziv eiskaltes Spiel jede Szene beherrscht. Als ebenbürtiger Partner wird James McAvoy als Kontaktperson in Berlin zu einer Art Sparringspartner für Therons Figur. Durch seine Ambivalenz, seine Durchtriebenheit und seinen Charme gelingt es McAvoy, eine Figur zu erschaffen, die bis zuletzt nicht festzulegen ist. Der kongeniale Soundtrack, gespickt mit 80er-Jahre-Klassikern von David Bowie über Nena bis hin zu The Clash, sorgt für eine perfekte Kinostimmung irgendwo zwischen abgebrühter Coolness und mitreißender atemloser Spannung. ATOMIC BLONDE ist ungemein fesselnd, hochgradig spannend und unfassbar cool.

Filminfos

Gattung:Thriller; Spielfilm; Actionfilm
Regie:David Leitch
Darsteller:Charlize Theron; James McAvoy; Sofia Boutella; John Goodman; Eddie Marsan
Drehbuch:Kurt Johnstad
Buchvorlage:Antony Johnston; Sam Hart
Kamera:Jonathan Sela
Schnitt:Elisabet Ronaldsdóttir
Musik:Tyler Bates
Länge:115 Minuten
Kinostart:24.08.2017
Verleih:Universal
Produktion: 87Eleven, Closed on Mondays Entertainment; Denver and Delilah Productions; Film i Väst; Focus Features; Sierra / Affinity; T.G.I.M Films;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

David Leitch hat sein Metier als Stuntkoordinator gelernt und mit JOHN WICK einen vor allem auf Heimmedien erfolgreichen Hit des Actionthrillers inszeniert. Mit ATOMIC BLONDE variiert er das Konzept des Berufskillers im Krieg der Gangster, indem er es auf den Krieg der Agenten im Jahr 1989, kurz vor dem Ende des Kalten Krieges und der Maueröffnung anwendet. Wir erleben aus Sicht einer britischen MI6-Agentin (Charlize Theron) in langen Rückblicken, wie sie einen russischen Doppelagenten, der eine Namensliste memorisiert hat, aus Ost- nach Westberlin bringen soll. Unversehens gerät sie zwischen die Fronten in einem Spiel, das auch für die Verantwortlichen nicht mehr durchschaubar ist.
Was nach einem konventionellen dramaturgischen Vorwand für Actionszenen klingt, wird unter Leitchs Regie zu einem durchweg packenden und mitunter schockierend gewalttätigen Kaleidoskop einer Ära der Verunsicherung. Der Regisseur inszeniert die späten 1980er Jahre in Berlin in einer gelegentlich anachronistisch-glamourösen Neuinterpretation als monochrome Post-Punk-Apokalypse. Dabei wird vor allem die zeitgenössische Musik treffend eingesetzt, ob im Original oder neu interpretiert.
Neben den intensiven Darstellerleistungen von Charlize Theron, James McAvoy, John Goodman u. a. brilliert die Graphic-Novel-Adaption ATOMIC BLONDE mit einer souveränen Actionchoreographie, die in Nahkampfszenen und Autoverfolgungsjagden zahlreiche originelle Ideen und neue Bildeindrücke hervorbringt. Die Ambivalenz in der Figurenzeichnung, die bis am Schluss durchgehalten wird, kommt der Spannungsdramaturgie zugute.
ATOMIC BLONDE ist ein packend inszenierter, weiblich zentrierter Actionthriller, der mit überzeugender Besetzung, eindrucksvoller Actionchoreographie und stringenter Dramaturgie zugleich als Meilenstein des Agentenfilms gelten kann. Zugleich vermittelt er eine interessante Interpretation der Umbruchsphase des Jahres 1989. Die Jury verleiht dem außergewöhnlichen Film daher das Prädikat „besonders wertvoll“.