An der Tür

Filmplakat: An der Tür

FBW-Pressetext

Er klingelt und möchte den Sohn abholen. Sie antwortet von oben durch die Gegensprechanlage. Der Sohn sei noch nicht fertig, komme aber gleich. Er wartet. Sie auch. Und nach kurzer Zeit fangen sie ein Gespräch an. An der Tür. Zwei Schauspieler, fünf Minuten, eine zerbrochene Ehe. Aus diesen Zutaten inszeniert die Regiestudentin an der dffb, Miriam Bliese, einen Film mit wenigen Worten und langen Einstellungen, die sich dann im Kopfkino des Zuschauers weiterspinnen. Die Besetzung mit Wolfram Koch und Jeanette Hain ist hochkarätig. Nur durch minimale Gesten, einer besonderen Betonung und ein exaktes Timing lassen sie die beiden Ex-Eheleute und ihre komplette Beziehung lebendig werden. Am Schluss erscheint der Sohn und die Situation löst sich auf. Doch bereits nach nur fünf Minuten wünscht man sich für das getrennte Paar ein Happy-End. Kurz, prägnant, gekonnt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Miriam Bliese
Darsteller:Wolfram Koch; Jeanette Hain; Max Zabinski
Drehbuch:Miriam Bliese
Kamera:Markus Koob
Schnitt:Vessela Marchewski
Webseite:;
Länge:5 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), Arte;
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Mann klingelt an der Haustür eines Mehrfamilienhauses, per Gegensprechanlage meldet sich die Ex-Frau. Sie sagt, dass der Sohn gleich runter kommen werde, er schaue nur noch ein paar Minuten eine Fernsehsendung zu Ende.
Aus dieser lapidaren Ausgangssituation entwickelt Regisseurin Miriam Bliese einen meisterlichen Kurzfilm. Mit einem Höchstmaß an Minimalimus erhält der Zuschauer ein Maximum an Informationen über das Leben des Mannes. Seine Gestik und Mimik, seine Reaktionen auf die Antworten aus der Gegensprechanlage lassen den Zuschauer einen tiefen Blick in das Wesen des Mannes werfen. Und mit ebenso großem Können intoniert Jeannette Hain als seine Ex-Frau ihre Antworten nuanciert. „Ich finde das nicht in Ordnung. Ich bin weg und hier bleibt alles, wie es ist.“ Präzise Sätze wie diesen treiben den Dialog voran. Und obwohl es eigentlich nicht viel zu sehen gibt, folgt man dem Film vom Anfang bis zum Schluss mit höchster Aufmerksamkeit.
Die ebenso präzise Kameraarbeit ermöglicht es dem Zuschauer, dem Geschehen trotz aller Reduktion auf ein Minimum gefesselt zu folgen.
Mit AN DER TÜR hat Miriam Bliese einen in jeder Hinsicht ausgezeichneten Kurzfilm abgeliefert. Eine interessante, tiefgehende Geschichte in perfekter Einheit von Raum und Zeit.