Alphabet

Kinostart: 31.10.13
VÖ-Datum: 23.05.14
2013
Filmplakat: Alphabet

FBW-Pressetext

Ob PISA-Studie, Hochbegabtenförderung oder Mathematik-Olympiaden: Zu einem hohen Bildungsgrad gehört ein hohes Maß an Leistung und Begabung. Immer früher werden Kinder zu Wettbewerbsteilnehmern erzogen, müssen sich in Konkurrenz beweisen. Und das ihr Leben lang, bis hin zu Assessment-Centern für Jung-Manager oder Auszubildende. Viele Pädagogen kritisieren mittlerweile dieses System und prangern die Leistungsgesellschaft an für das, was sie den Kindern bzw. dem Kindsein antut. Denn die Schule bestimmt schon früh ihr Leben. Der österreichische Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer macht sich nun auf zu einer Reise in die Welt der Bildung. Und das quer über den Globus. Als Experten dienen ihm unter anderem der Erziehungswissenschaftler Ken Robinson, der Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther und der berühmte Pädagoge Arno Stern, der in Frankreich mit seinem „Malort“ neue Maßstäbe für die kindgerechte Lernerziehung gesetzt hat und sich früh dafür entschied, seinen eigenen Sohn André, der ebenfalls zu Wort kommt, nicht zur Schule zu schicken. Sie alle propagieren eine neue Marschrichtung für den Umgang mit Kindern, Wagenhofer folgt ihren Gedanken konsequent und setzt diese in eine schlüssige Argumentationskette. Weg soll es gehen von einer Kultur der Angst, hin zu einer Kultur der Liebe. Denn im Grunde ist jedes Kind hochbegabt. Nur wird es nicht immer gesehen. Ein Film über Probleme der Gegenwart. Und Chancen für die Zukunft.

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Erwin Wagenhofer
Drehbuch:Sabine Kriechbaum; Erwin Wagenhofer
Kamera:Erwin Wagenhofer
Schnitt:Monika Schindler; Michael Hudecek; Erwin Wagenhofer
Musik:André Stern
Webseite:alphabet-derfilm.at;
Weblinks:; ;
Länge:113 Minuten
Kinostart:31.10.2013
VÖ-Datum:23.05.2014
Verleih:Pandora
Produktion: Prisma Film- & Fernsehproduktion , Rommel Film;
FSK:0
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA; MBB; DFFF
BD EAN-Nummer:4042564143508
DVD EAN-Nummer:4042564143492
Anbieter-Link:
DVD Extras:Interview, Audiokommentar, Booklet, Trailer

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Stolz präsentiert die Mutter eines chinesischen Schülers all die Auszeichnungen, die er in zahlreichen Lernwettbewerben gewonnen hat. Sie hängt ihm eine Goldmedaille um den Hals und so dekoriert blickt der schlaksig linkische Junge mit müden, traurigen Augen in die Kamera. Mehr als mit den Worten all der Pädagogen und Wissenschaftler, die in seinem Film zu Wort kommen, bringt Erwin Wagenhofer mit dieser Sequenz die Botschaft auf den Punkt. Die extrem leistungsorientierte Erziehung, die sich in den Schulen überall auf der Erde immer mehr durchsetzt, ist für ihn ein Irrweg, bei dem der Horizont der Kinder durch die Erziehung nicht erweitert, sondern verengt wird. Statt des zweckfreien Spielens, bei dem sie frei und mit Freude ihre Talente und Kreativität entdecken und entwickeln können, werden sie immer mehr dazu gedrängt, sich in Konkurrenzkämpfe mit anderen Kindern zu begeben und Fähigkeiten zu erlernen, die sie zu funktionstüchtigen Arbeitern werden lassen. Ein Experte beklagt die „Verkürzung des Lebens auf die Ökonomie“, und Wagenhofer belegt diese These u.a durch die Aussagen von zwei extrem unterschiedlichen Betroffenen: Ein junger Zeitarbeiter beklagt sich bitter über seine vergebliche Suche nach einem Ausbildungsplatz und eine Eliteschülerin liest einen von ihr verfassten Beschwerdebrief, in dem sie beschreibt, wie wenig Zeit zum selbst bestimmten Leben ihr bei all dem Lernen bleibt. Wie ein utopischer Gegenentwurf zu diesen deprimierenden Zustandsbeschreibungen stellt Wagenhofer den „Malort“ des berühmten Pädagogen Arno Stern vor: ein Zimmer, in dem Kinder seit Jahrzehnten beim Malen frei ihre Fantasie entfalten können und der im Film wie ein Raum des Glückes und der Freiheit wirkt. Wagenhofer beweist hier eine weitreichende Recherche und fügt die verschiedenen Aspekte zu einem überzeugenden Plädoyer dafür zusammen, dass ein radikaler Richtungswechsel für das derzeitige Bildungssystem dringend nötig ist: Erziehung sollte nicht auf der Angst, sondern auf der Liebe basieren.