Ab Morgen

Filmplakat: Ab Morgen

FBW-Pressetext

Christoph hat sich im Ausland eine Niere gekauft. In einem Krankenhaus wird er versorgt, er freundet sich sogar mit seinem Bettnachbarn an. Am nächsten Morgen wacht er auf und ist scheinbar gesund. Doch er bemerkt auch, dass sein Bettnachbar auf einmal nicht mehr da ist - obwohl er ihn doch gestern noch neben sich im OP gesehen hat…Für ein schwieriges Thema gibt es oft nicht genug Worte, um die grausame Realität zu umschreiben. Dieser Film entscheidet sich dafür, mit wenig Worten auszukommen. Der Patient, den wir begleiten, hat Angst und versteht seine Umgebung nicht. Alles, was er weiß, ist, dass ihm geholfen wird. Doch der Preis ist hoch, er kostet Menschenleben, und diese schockierende Erkenntnis wird hier phänomenal und überzeugend durch einen grandiosen Hauptdarsteller und die minimalistische Bildkomposition dargestellt. Ein moralischer Film, der in keiner Minute moralisiert. Er ist zurückgenommen und genau deswegen so ausdrucksstark.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Raphael Wallner; Stefan Elsenbruch
Darsteller:Anno Koehler; Helmfried von Lüttichau; Adem Smailhodzic; Sabina Sidro
Drehbuch:Raphael Wallner; Stefan Elsenbruch
Kamera:Fabian Spang
Schnitt:Daniel Falk
Musik:Philipp F. Kölmel
Webseite:abmorgen-film.de;
Länge:23 Minuten
Produktion: Black Rabbit Pictures, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation
Förderer:Macromedia Hochschule

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dem Regie-Duo Raphael Wallner und Stefan Elsenbruch ist ein beeindruckender Kurzfilm gelungen. Dazu trägt maßgeblich auch der Protagonist Anno Koehler bei. Die kurze Geschichte wirkt vom Anfang bis zum Ende sehr bedrückend. Ein solventer deutscher Patient trifft in einem ehemaligen Ostblockland ein, um eine (offenbar illegal vermittelte) Organspende zu erhalten. Aus der Perspektive dieser Figur erlebt der Zuschauer die fremden Verhältnisse. Sprachbarrieren bestehen und die Konflikte der Einheimischen sind schwer durchschaubar. Sukzessive gelangt Erkenntnis ins Bewusstsein, schmerzliche Wahrheiten kommen zum Vorschein. Der Protagonist teilt mit dem Organspender das Krankenzimmer. Erst „ab morgen“ - so gibt die Krankenschwester ihm zu verstehen - stünde für ihn ein Einzelzimmer bereit. Am nächsten Tag jedoch ereignet sich eine Tragödie. Für den Spender endet die Operation tödlich.

Die filmische Umsetzung dieser Ereignisse ist sehr gelungen. Mit dokumentarischer Genauigkeit und scharfem Blick für Details werden Bilder aufgeboten, die betroffen machen. Gute Ausstattung und angemessenes Sound-Design bereichern das Filmerlebnis. Die Figuren sind glaubhaft und beeindrucken den Zuschauer auch mit nonverbalen Ausdrucksmitteln. Moralische Zeigefinger werden nicht erhoben, dennoch wird Nachdenklichkeit ausgelöst.

Die Eindringlichkeit der Emotionen und die zurückgenommene Erzählhaltung erschaffen zusammen einen bemerkenswerten Kurzfilm.