A Quiet Place

Filmplakat: A Quiet Place

FBW-Pressetext

Cristina kehrt nach Jahren der Abwesenheit zu ihrer Familie in ein kleines abgeschiedenes Dorf in Rumänien zurück. Doch ihre Eltern schenken Cristina zur Begrüßung keine netten Worte, gehen nicht auf sie ein, bestrafen sie mit Schweigen. Lediglich zu ihrer jüngeren Schwester Marina kann Cristina eine Beziehung aufbauen. Und sie erkennt, dass Marina aus dieser Existenz ausbrechen will. Denn sie wird von derselben Gefahr bedroht, vor der auch schon Cristina die Flucht ergriff. Der Schlüssel zu Ronny Dörflers A QUIET PLACE ist die exzellente Kameraführung und die ausdrucksvolle Bildsprache. Stets scheint der Zuschauer die Figuren zu „verfolgen“, selten gelingen direkte Blicke in die Gesichter der Figuren. Und dennoch zieht der Film den Zuschauer ganz unweigerlich in seinen Bann, die Atmosphäre ist bedrückend und voller Spannung und lässt direkt erahnen, wie es den Protagonisten gehen mag, die eingesperrt scheinen in diesen Mauern des Schweigens. Große Dialoge benötigt Dörfler nicht, um seine Geschichte spannend und komplex zu erzählen. Blickwechsel, die mit O-Tönen besetzte Soundebene und das starke Spiel der Darsteller sorgen dafür, dass alles, was wichtig ist, auch auf den Zuschauer übertragen wird. A QUIET PLACE ist starkes, minimalistisches Kurzfilmkino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Ronny Dörfler
Darsteller:Madalina Craiu; Serban Pavlu; Oana Rusu; Maria Obretin; Andrei Ciopec
Drehbuch:Ronny Dörfler
Kamera:Cosmin Fericean
Schnitt:Eugen Kelemen
Musik:Marius Leftarache
Länge:23 Minuten
Produktion: Ronny Dörfler, Cutare Films; 111 Film;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Draußen auf dem Land. Ein ruhiges Dorf, ein idyllischer Hof mit Wohnhaus und Garten, wo der Mais wächst und Bienenkörbe stehen. Scheinbar ein Ort zum Wohlfühlen. Doch beim gemeinsamen Essen von Eltern und zwei Töchtern, wovon eine erst wieder in die Familie zurückgekommen ist, offenbart sich ein trügerisches Idyll. Und können zwei junge Mädchen mit all ihren Träumen und Sehnsüchten in dieser Weltabgeschiedenheit glücklich werden? Und wäre ihre Bereitschaft zu bleiben, nicht schon der schleichende Beginn eines Begräbnisses.

Spätestens nach den ersten gesprochenen Worten wird klar, dass der Film in Rumänien spielt. Er könnte aber genauso in jedem Land der Erde spielen. Und ebenso metaphorisch könnte die Geschichte dieser Familie sich abspielen.

Dass das zurückgekehrte Mädchen auf erschreckende Weise wie eine abtrünnige Aussätzige in Familie und vielleicht jetzt auch im Dorf behandelt wird, ist eine Erkenntnis. Die andere, dass junge Frauen in manchen ländlichen Gebieten auf der Welt immer wieder und sehr leicht die Opfer geldgieriger Schlepper werden, welche ihnen die Erfüllung ihrer Träume vorgaukeln.

Es ist eine gute, glaubhafte und zugleich wichtige Geschichte, erzählt in ruhigen und langen Einstellungen mit einer schönen Bildsprache und unter Verzicht auf unnötige Dialoge. Denn Sprachlosigkeit sagt manchmal mehr, als zu viele Worte. Ein kleiner Einwand der Jury bezog sich auf die einige Male sehr „bewegte“ Handkamera. Dies mag ein Stilmittel sein, aber trifft mit Sicherheit so viele Jahre nach DOGMA nicht mehr jedermanns uneingeschränkten Geschmack.