4 Könige
FBW-Pressetext
Weihnachten – das Fest der Liebe und Zeit der Harmonie und Geborgenheit. Weil bei ihnen zu Hause die Familienkonflikte kurz vor Weihnachten eskalieren, verbringen vier sehr unterschiedliche Jugendliche dieses Jahr Heiligabend in der Psychiatrie. Zu ihrem Glück steht ihnen der unkonventionelle Arzt Dr. Wolff zur Seite, der in allen Vier ihre Stärken sieht und ihnen mehr zutraut als sie sich selbst. Gemeinsam erleben sie ein Weihnachten, das sie nie vergessen werden. Das Regiedebüt von Theresa von Eltz ist ein intensives und grandios gespieltes Drama, das einen ernüchternd realistischen Blick auf die Welt der offenen Psychiatrie wirft. Der Film ist ein großes Wagnis, könnte eine solche Geschichte doch leicht ins Überdramatische abrutschen. Doch dank des gelungenen Drehbuchs, in dem sich die Charaktere glaubhaft entwickeln, gelingt dieser Versuch. Der sanft eingeflochtene Humor, die ruhige Kameraführung und Musik, die in keinem Moment störend oder dick aufgetragen erscheint, ergänzen ein glänzendes Ensemble junger Darsteller. Die Nachwuchs-Stars Jella Haase, Paula Beer, Jannis Niewöhner und Moritz Leu agieren in jedem Moment glaubhaft und schaffen so eine enorme Authentizität und Nähe zu den Figuren. Es ist gleichzeitig beängstigend und beeindruckend, was diese SchauspielerInnen leisten. Vier Charakterstudien sondergleichen. Ergänzt wird das Ensemble durch Clemens Schick als Dr. Wolff und Anneke Kim Sarnau als Schwester Simone. Schick gibt den Psychiater, der eine antiautoritäre Behandlung einführen möchte, an Schwester Simones konservativem Führungsstil jedoch zu scheitern droht. Beide Figuren sind ebenfalls gut gezeichnet und geben dem System, in das die Jugendlichen geworfen werden, eine enorme Tiefe und Glaubwürdigkeit. Theresa von Eltz traut sich hier an ein schwieriges Thema, das sie authentisch beleuchtet. Ein ehrlicher und beeindruckender Film.Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
---|---|
Regie: | Theresa von Eltz |
Darsteller: | Jella Haase; Paula Beer; Jannis Niewöhner; Moritz Leu; Clemens Schick; Anneke Kim Sarnau; Stephan Schad; Kai Hoppe |
Drehbuch: | Esther Bernstorff; dfff |
Kamera: | Kristian Leschner |
Schnitt: | Anja Siemens |
Musik: | André Feldhaus; Marcel Noll |
Länge: | 99 Minuten |
Kinostart: | 03.12.2015 |
Verleih: | Port au Prince Pictures |
Produktion: | C-Films (Deutschland) GmbH, Tatami Films; |
FSK: | 12 |
Förderer: | FFA; Nordmedia; DFFF; FFHSH |
Jury-Begründung
Wäre es nicht so traurig, könnte man Theresa von Eltz Debütfilm fast schon als eine Art alternatives Weihnachtsmärchen sehen - auf jeden Fall aber ist der Regisseurin mit diesem Film eine sehenswerte Alternative zu den herkömmlichen Filmen gelungen, die sonst zur Weihnachtszeit in diese Kinos drängen. Im Mittelpunkt ihres Films stehen vier Jugendliche, die ausgerechnet die Weihnachtstage in einer Jugendpsychiatrie verbringen müssen: Da ist etwa Lara, eine Tochter aus gutem Hause, die, wie sie selbst sagt, auf einem Drogentrip hängengeblieben ist, und die vor allem dadurch auffällt, dass sie sich betont lässig gibt und ständig die Grenzen anderer verletzten und überschreiten muss.Alexandra hingegen ist nahezu das Gegenteil: Ein stilles Mädchen, das zerrissen zwischen den Streitereien ihrer geschiedenen Eltern und der psychischen Labilität ihrer Mutter keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich aus einem fahrenden Auto zu werfen. Der aus Georgien stammende Fedja ist das „geborene Opfer“ - oder zumindest sieht er sich so. Weil er von seinen Mitschülern gemobbt und mutmaßlich auch körperlich misshandelt wurde, hat er sich komplett in sich selbst zurückgezogen, während der vierte im Bunde, Timo, seiner Umwelt nur noch mit Aggression begegnet - was ihn schließlich in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie brachte, aus der er gerade verlegt wurde.
Ergänzt wird das Quartett durch den behandelnden Arzt Dr. Wolff, der um die Besonderheit der Tage rund um Weihnachten weiß und der deshalb „die Zügel“ (so drückt es eine Schwester aus) etwas locker lässt. Was wiederum zu Konflikten mit den Pflegern und dem Chefarzt der Einrichtung führt, für die Disziplin und klare Regeln das oberste Gebot der Klinik sind.
Die fast vollständige Beschränkung auf einen Handlungsort und die Verdichtung der Handlung auf nur wenige Tage erfordert dramaturgische Raffungen, die zwar manchen Ablauf in der Klinik etwas unglaubwürdig erscheinen lassen, doch insgesamt fallen diese kleineren „Fehler“ oder künstlerischen Freiheiten angesichts eines stark aufspielenden Darstellerensembles, einer exzellenten Kamera und einer hinreißend unaufdringlichen Filmmusik und Auswahl begleitender Titel kaum ins Gewicht.
Vielmehr erscheint der Jury der FBW der Film sehr geeignet, um Jugendlichen den eigentlich schwierigen Themenkomplex psychischer Erkrankungen in der Jugend auf einfühlsame, aber niemals langweilige Weise nahe zu bringen.