Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Ein Junge sitzt an einem Tisch und telefoniert auf einem recht altmodisch anmutenden Telefon mit seiner Mutter, die ihm offenbar aus der Ferne Ratschläge gibt. Wenig später befindet sich der Junge an seinem Arbeitsplatz, umgeben von Menschen mit Down-Syndrom. Auch im Bus sind außer ihm nur Mitfahrer mit Down-Syndrom. Und bald wird klar: Der Junge ist ein Außenseiter in einer Welt mit Menschen, die alle das Down-Syndrom haben. Sie sind sozusagen die „Normalen“, er, der nur 46 Chromosomen und nicht 47 besitzt, ist der Behinderte, der auf Mitleid und freundliches Wohlwollen stößt, aber auch mit Bemerkungen leben muss, wann er denn nun endlich „normal“ werde. Diese geschickte Umdrehung der Tatsachen und die Verschiebung der Perspektive auf „Normale“ und „Behinderte“ macht den Reiz dieses Films über ein Leben mit dem Down-Syndrom aus. Der Zuschauer wird zu einem Gedankenspiel aufgefordert, das ihn in die Rolle des Außenseiters versetzt. Das zeigt sich vor allem in der Schlussszene, als der Junge nach einem heimlichen Kassettentausch durch einen Freund mit Down-Syndrom – der alte Kassettenrecorder dient hier wohl als weiteres Zeichen seiner Rolle als „Nicht-Normaler“ – ein Lied hört, dass ihn darin bestärkt, sich als Außenseiter dennoch stark und schön zu fühlen. Auch und gerade weil er eben anders ist und aussieht als alle anderen. Gesungen, bzw. gesprochen wird dieses Lied von einem Künstler mit Down-Syndrom. Leider ist dieser interessante Film ein wenig hölzern inszeniert und wirkt dadurch streckenweise etwas zäh, bietet aber insgesamt einen originellen Ansatz, sich mit dem Thema Behinderung auseinander zu setzen.