ENTE GUT! Mädchen allein zu Haus

Kinostart: 26.05.16
VÖ-Datum: 09.12.16
2016
Filmplakat: ENTE GUT! Mädchen allein zu Haus

FBW-Pressetext

Linh und ihre kleine Schwester Tien leben mit ihrer Mutter Thuy in Halle. Thuy betreibt um die Ecke einen vietnamesischen Imbiss, in dem die elfjährige Linh nachmittags aushilft. Als eines Tages Thuy überstürzt nach Vietnam reisen muss, weil ihre eigene Mutter schwer krank ist, müssen Linh und ihre kleine Schwester allein zu Haus bleiben. Natürlich darf niemand davon erfahren, denn sonst käme das Jugendamt und würde Linh und Tien von zu Hause fortbringen. Leider haben die beiden Schwestern nicht mit Pauline gerechnet. Das freche Mädchen aus dem Wohnblock gegenüber spioniert den beiden hinterher, kommt hinter ihr Geheimnis und versucht Linh zu erpressen. Doch dann merkt sie, wieviel die beiden eigentlich gemeinsam haben. Und dass man als Freunde viel mehr erreichen kann. In seinem neuen Kinderfilm verbindet Norbert Lechner mit Humor und Herz viele Themen aus der kindlichen Alltagswelt miteinander. Viele kennen die Situation von Kindern alleinerziehender Eltern, die selbst viel Verantwortung übernehmen und sich dann oft auch noch um kleinere Geschwister kümmern müssen. Auch geht es in der Geschichte um die Position als Außenseiter in einer Gruppe, weil man anders aussieht oder sich für andere Dinge interessiert als die anderen. Zusätzlich erzählt der Film von Kindern mit Migrationshintergrund, die sich hier in Deutschland zuhause fühlen, aber auch Teil einer ganz eigenen Kultur sind. All diese Themen behandelt ENTE GUT! MÄDCHEN ALLEIN ZU HAUS mit einer wundervollen Leichtigkeit, sodass nie eine traurige oder dramatische Schwere beim Zuschauen entsteht. Genau deshalb können sich schon junge Kinofans mit den Figuren identifizieren und ihre Probleme und Herausforderungen nachvollziehen. Dazu wird die Botschaft vermittelt, dass nur durch Miteinander und Toleranz wirklich etwas gelingen kann. Mit seinen Hauptdarstellerinnen ist Lechner etwas ganz Großes gelungen: Lynn Dortschack als Linh, Linda Phuong Anh Dang als Tien und Lisa Bahati Wihstutz als Pauline sind in ihrem Spiel und ihrem Umgang miteinander so natürlich, dass man das Inszenierte fast vergisst. Glaubhaft verkörpern sie, wie die Mädchen langsam zueinander finden und sich aus anfänglichem Argwohn eine tiefe Freundschaft entwickelt. Pauline wird ein Teil der Familie und schafft es so, auch sich selbst besser anzunehmen. Und Linh erfährt, dass man im Leben nicht alles alleine schaffen muss. Denn es gibt Freunde und die Familie, auf die man sich immer verlassen kann. Norbert Lechners ENTE GUT! ist eine zauberhafte Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft, die nicht nur großen Spaß, sondern auch Mut macht.

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kinderfilm
Regie:Norbert Lechner
Darsteller:Lynn Dortschack; Lisa Bahati Wihstutz; Linda Phuong Anh Dang; Andreas Schmidt; Lena Stolze; Steffi Kühnert; Jörg Witte; Chieu Xuan Nguyen Thi; Petra Kleinert; Annette Paulmann
Drehbuch:Katrin Milhahn; Antonia Rothe-Liermann
Kamera:Namche Okon
Schnitt:Manuela Kempf
Musik:Martin Unterberger
Webseite:entegut.de; facebook.com;
Jugend Filmjury:Lesen Sie auch, was die Jugend Filmjury zu diesem Film sagt...
Weblinks:filmfriend.de;
Länge:95 Minuten
Kinostart:26.05.2016
VÖ-Datum:09.12.2016
Verleih:Weltkino Filmverleih
Produktion: KEVIN LEE Film GmbH, MDR; Kika; BR;
FSK:0
Förderer:FFA; FFF Bayern; MDM; Der besondere Kinderfilm
BD EAN-Nummer:0889853159499
DVD EAN-Nummer:0889853159390
Anbieter-Link:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ hat sich gelohnt, wenn dabei Ergebnisse entstehen wie Norbert Lechners Film. Erzählt wird die Geschichte von Linh und Tien, die während der Abwesenheit ihrer Mutter – sie muss nach Vietnam, um ihrer kranken Mutter zu helfen – allein zurechtkommen müssen. Die elfjährige Linh muss sich zugleich um den Familienbetrieb, einem vietnamesischen Imbiss, und um ihre zwei Jahre jüngere Schwester kümmern. Keiner darf wissen, dass sie vorübergehend ohne Erziehungsberechtigte leben. Doch die gleichaltrige Pauline aus der Nachbarschaft, in der Schule wegen ihrer roten Haare gegängelt und deshalb eine Einzelgängerin, beobachtet die beiden mit ihrem Fernrohr (ganz in DAS FENSTER ZUM HOF-Manier) und kommt hinter das Geheimnis. Nun versucht sie, die Mädchen zu erpressen. Aus dieser prekären Beziehung entsteht eine komplexe Freundschaft.
Komplex ist ein wesentliches Merkmal dieses außergewöhnlichen Films. Auf sehr komplexe und dennoch stets nachvollziehbare Weise wird von Freundschaft, Familie, von der beginnenden Pubertät, von kulturellen Identitäten und Migration erzählt. Damit ist der Film auch thematisch hochaktuell. Sehr nah am wirklichen Leben ist es zugleich eine spannende und rührende Geschichte, die auch als Utopie des Miteinanders über kulturelle Differenzen hinweg verstanden werden kann.
Die drei Protagonistinnen sind vielschichtig und werden herzerfrischend und herzzerreißend gut verkörpert. Der Film wird komplett von den Kindern getragen, sie lösen ihre Probleme selbst. Wenn es fast so aussieht, als gäbe es keinen Ausweg mehr, finden sie doch noch einmal eine Option, und diese eröffnet sich stets aus ihrer Erfahrungswelt heraus. Zugleich werden die Erwachsenen und deren Welt durchaus ernst genommen. So etwa Linhs und Tiens Mutter, die eben auch eine Mutter hat, um die sie sich kümmern muss. Dass sie ihre Kinder allein zu Hause ließ, ist problematisch, wird am Ende des Films aber überzeugend aufgelöst. Das ist dramaturgisch sehr durchdacht. Eine der Erzählweise dienliche Kamera- und Schnittästhetik sowie eine unaufdringliche Musik runden den Film zu einem überaus gelungenen Kinderfilm ab.