Zwei Bilder

Kurzbeschreibung

Geschichte einer Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Kurzfilm; Spielfilm
Gattung:Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Rudolf Thome
Darsteller:Petra Seeger; Rüdiger Vogler; Rudolf Thome; Corinna Belz
Drehbuch:Petra Seeger
Kamera:Martin Schäfer
Schnitt:Bettina Böhler
Musik:Johann Sebastian Bach
Länge:9 Minuten
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ich habe in diesem Kurzfilm auf extreme Weise versucht, alles nicht unbedingt Notwendige, alles Beschreibende, alles Erklärende, alles Ornamentale ( was ja Kino auch manchmal schön macht ) wegzulassen.
Er ist in Schwarzweiß und im Klassichen Stummfilmformat gedreht. Es gibt nicht die geringste Kamerabewegung, weder einen Schwenk noch eine Fahrt ( und schon gar keinen Zoom). Alles in deisem Film ist von äußerster Einfachheit: Der Titel, der Titelvorspann ( weiß auf schwarz ohne Hintergrund), die Musik ( eine Flötensonate von Bach), die Geschichte, die erzählt wird.
Mich hat schon das Drehbuch immer an ein japanisches Haiku-Gedicht erinnert. Der fertige Film noch mehr. Die Brockhaus.Enzyklopädie definiert dieses immer nur aus drei Zeilen bestehende Gedicht so: " vom Spielerischen ausgehend, findet es zu metaphysischer Tiefe, wenn es sie auch meist nur leicht andeutet."
Ich will nun versuchen, die Geschichte, die der Film erzählt, zu beschreiben. Eine junge Frau ist gerade von einer Reise zurückgekommen. Sie war, wie wir in der nächsten Szene erfahren, sieben Wochen weg ( " nur vier Briefe in sieben Wochen"). Sie hat gebadet oder geduscht, sich die Haare gewaschen und kommt, sich die Haare trocken reibend, aus dem Badezimmer. Sie packt einen auf dem Boden liegenden Koffer zuende aus, wirft die schmutzige Wäsche auf einen Haufen. Dabei ist auch ein Hemd ( Ein Männerhemd ?!). Bevor sie es auf den Haufen wirft, riecht sie daran. Später erfahren wir, dass es das Hemd eines Mannes ist, den sie während dieser Reise kennengelernt hat (" Mein Hemd- hast du's gefunden?"). Dann packt sie einen Seestern und Bücher aus. In einem Buch liegt das Lesezeichen ein Polaroidfoto. Darauf sehen wir einen Mann ( Rüdiger Vogler), Eine Filmkamera und Wasser. In der nächsten Szene, in der Küche, ist ein anderer Mann ( Rudolf Vogler), eine Filmkamera und Wasser.
In der nächsten Szene, in der Küche, ist ein anderer Mann ( Rudolf Thome) zu Besuch bei ihr. Sie kocht ihm einen Kaffee. Er steht verklemmt am Fenster und ist ein einziger Vorwurf. Er freut sich nicht, dass sie wieder da ist, will auch gar nicht wissen, was passiert ist, sondern klagt sie an, etwas mit ihrem " Partner" gehbat zu haben. Damit wissen wir, sie ist Filmschauspielerin und ihr Partner ist vermutlich der Mann auf dem Polaroidfoto. Der Mann in der Küche ist also offensichtlich ihr bisheriger Freund, der sich außerdem auch noch als außerordentlich kleinlich erweist ( " auf dem letzten Brief steht auch noch eine falsche Hausnummer"). Aber auch sie ist nicht offen. ( " Ich hatte fast keinen freien Tag. Wir haben jeden Tag gedreht und abends noch geprobt. Oder ich musste Text lernen.") Wenn sie das sagt, ist sie so nervös, dass wir wissen, sie lügt. Ihr Freund, der sich vermutlich ein bisschen beim Filmemachen auskennt, weiß auf jeden Fall, dass Schauspieler gerade beim Film sehr viel Zeit haben. Aber statt ihr zu sagen, dass sie lügt, stichelt er nur weiter und fragt nach ihrem " Partner". Es sieht nicht gut aus zwischen den beiden, das ist klar.
In der nächsten Szene geht die Schauspielerin zum Bühneneingang eines Theaters. Die Vorstellung ist gerade zu Ende. Das Publikum klatscht noch, als die ersten Theatermitarbeiter zu ihren Autos rennen. Sie wartet auf der anderen Straßenseite, vermutlich auf ihren Filmpartner, der hier Theater spielt. Als er herauskommt, muss sie feststellen, dass da schon eine andere Frau ist, die ihn abholt, Sie küssen sich und gehen zu ihrem Auto. Die enttäuschte Schauspielerin geht auf die andere Straßenseite, an den beiden vorbei ohne sich umzudrehen. Doch da sieht der Schauspieler seine Partnerin. Er rennt hinter ihr her und in dem Moment, als er sie eingeholt hat , kommt ein Wind auf, der bei beiden offensichtlich Erinnerungen wachruft, über die sie lachen müssen. Sie sagt, dass sie ihm nur einen Stein habe geben wollen. Sie ist verlegen, weil sie ihn offensichtlich liebt, Er ist verlegen, weil da schon eine andere Frau ist. Er windet sich. Die ganze Situation ist ihm peinlich. Glücklicherweise fält ihm ein, dass er am nächsten Tag nach München fliegen muss. Die Verabredung zu einem Kaffee am nächsten Tag ist für beide eine Verlegenheitslösung. Er geht hin, aber sie kommt nicht. Obwohl auch die Begegnung mit diesem Mann ziemlich frustriert ist, spürt man zwischen beiden ein Starkes Gefühl von Nähe. Hier könnte der Film zuende sein. An dieser Stelle gibt es eine endlos ( im Verhältnis zur Länge des Films) lange Abblende. Der Ton wird auch ausgeblendet. Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Doch dann kommt eine rasche Aufblende und wir sehen die gleiche Schauspielerin mit einem kleinen Kind eine Straße entlang gehen. Wieder ein Windstoss. sie schließt ihren Mantel und entdeckt im Aushangfenster eines Theaters ihrem früheren Filmpartner. Sie steht so lange vor seinem Foto, dass das kleine Mädchen neugierig wird ( " Mama, wer ist der Mann?"). Sie lächelt und antwortet im weggehen:" Wir haben mal zusammen gespielt." Offensichtlich sind einige Jahre vergangen. Sie hat jetzt eine Tochter und der Theaterschauspieler ist allem Anschein nach auch nicht der Vater. Vermutlich auch nicht der andere Mann. Das wird jedoch nicht gezeigt. Wir sehen nur, dass sie sich eleganter und gelöster bewegt, dass es ihr also gut gehen muss jetzt.