On Air

Filmplakat: On Air

FBW-Pressetext

Ein Radiosender in Köln. Das Thema: Hochkultur. Zu Gast: ein bekannter und vielfach anerkannter Musiker und Künstler. Doch das Gespräch zwischen ihm und der Moderatorin wird jäh unterbrochen, als zwei Männer in den Sendesaal eindringen und das Mikrofon und somit die Sendung unter ihre Kontrolle bringen. Nun ist es endlich an ihnen, ihre Forderungen an die Politik, die Mächtigen und die ganze Welt zu formulieren. Doch so einfach ist eine Revolution nun auch wieder nicht umzusetzen. Vieles in ON AIR, dem Film der Autoren Robert Nacken und Christos Dassios, erinnert an Fernsehspiele der 1960er Jahre. Karge Ausstattung, eine sterile schwarz-weiße Szenerie und Lichtgestaltung, die beinahe schon eine theaterhafte Bühnenästhetik besitzt. Für die großartige Kameraarbeit zeichnet Uli Grohs verantwortlich. Als Zuschauer ist man von Anfang an gefesselt von der Geschichte, die auf einem Hörspiel basiert und auf vieles Bezug nimmt, was zur Zeit hochaktuell diskutiert wird: Die Euro-Krise, das überschuldete Griechenland, die Manipulation durch die Medien und die angeblich gesteuerte Berichterstattung. Das alles greift ON AIR spielerisch auf und treibt es in kunstvollen Dialogen auf die Spitze. Die Sympathien für die Protagonisten wechseln ständig, die innere Spannung lässt den Zuschauer in einem permanenten Schwebezustand zurück, im Warten auf eine Auflösung, die dann doch ganz beiläufig daherkommt und in einem erklärenden Text im Abspann nachgeliefert wird. Kurz davor jedoch wendet sich der Revolutionär an das Publikum selbst. So vermittelt der Film, dem das gleichnamige WDR-Hörspiel vorausging, dann auch seine durchaus ernste und wahrhaftige Botschaft. Formal und inhaltlich absolut stimmig, mit großem filmischen Können erzählt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Zielgerecht marschieren zwei Männer auf ein Rundfunkhaus zu, betreten es, gehen in das Sendestudio und zwingen ein Interview-Paar zum Abtreten. Und jetzt beginnt ein „Grieche“ mit der Verkündigung seines politischen Manifestes - on Air.

Eine überraschende und sehr charmante Idee für eine Kaperung der besonderen Art. Techniker und Redakteurin, die Verantwortlichen im Sender, stehen dem Treiben hilflos gegenüber. Letztlich geben sie auf listige Weise das ausgefallene Spektakel im Studio als inszenierte Live-Sendung aus.

Soll dieses Spiel ein Polit-Thriller sein, eine Gaunerkomödie, eine Farce von Dilettanten? Vielleicht von allem etwas und gleichzeitig auch eine liebevolle Hommage an die gute alte Zeit des Radios. Letztlich dann aber doch ein politisches und sehr gesellschaftskritisches Manifest des „Griechen“ an die Menschen „draußen“. Das hat schon etwas vom revolutionären Klassenkampf der 60er und 70er Jahre, im Erzählrhythmus der damaligen Zeit und entsprechend dem Rundfunkhaus-Charme, den eine flexible Kamera nostalgisch wunderbar und in schwarz-weiß einfängt. Ja, so ein Funkhaus ist ein Spiegel der Gesellschaft - on Air!