Kuss der Spinnenfrau

Filmplakat: Kuss der Spinnenfrau

Kurzbeschreibung

In einer Gefängniszelle irgendwo in Südamerika entwickelt sich eine von gegenseitigen Verstehen getragene Freundschaft zwischen einem politischen Häftling und einem Homosexuellen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Hector Babenco
Darsteller:Sonija Braga; Milton Gonçalves; William Hurt; Raul Julia; Carlos A. Strazzer
Drehbuch:Leonard Schrader
Buchvorlage:Manuel Puig
Kamera:Rodolfo Sanchez
Schnitt:Mauro Alice
Musik:John Neschling
Länge:121 Minuten
Verleih:Concorde
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dem mehrschichtig angelegten Film gelingt es, psychologische und zwischenmenschliche Probleme gleichermaßen anschaulich zu machen wie die Realität in einem diktatorisch beherrschten südamerikanischen Land. Der Film wird von einer humanitären Einstellung getragen, die auch in scheinbar nebensächlichen Einzelheiten spürbar ist. Am deutlichsten kommt diese menschliche Grundhaltung in der Beziehung der beiden Hauptdarsteller zum Ausdruck, die beide Vertreter von Minderheiten (ein Revolutionär und ein Homosexueller) sind, noch von der öffentlichen Meinung zugestanden wird. Das Verhältnis der beiden Inhaftierten zueinander ist mit außerordentlichem Takt dargestellt. Jede Peinlichkeit wird - auch im Ansatz - vermieden. Die Annäherung der beiden Protagonisten ist bedingt durch das Zusammenleben in einer Gefängniszelle. Aus dem äußeren Zwang entwickelt sich eine allmählich wachsende Zuneigung, die schließlich dazu führt, dass der eine den anderen anerkennt. So verhilft der politische Gefangene dem Homosexuellen, seine Menschenwürde wiederzufinden, er selbst gewinnt die Einsicht, lieben zu können, was er sich vorher aus politisch-ideologischen Gründen versagt hatte.

Dieser gegenseitige Annäherungsprozess wird dramaturgisch geschickt ergänzt durch die fantasievollen Zitate aus einem Film, über den der Homosexuelle seinen Zellengenossen berichtet. Auf diese Weise ergibt sich ein spannendes Wechselspiel : hier die Vorstellungen, die der Einbildungskraft entspringen und über die reale Situation hinwegtäuschen sollen, dort die Misere des Gefängnissalltags. Das Zusammenfügen der unterschiedlichen Handlungs- und Erlebnisbereiche erfolgt mit bemerkenswerter künstlerischer Sicherheit und Gespür für Atmosphäre. Die Glaubwürdigkeit des Ganzen beruht entscheidend auf den beiden Hauptdarstellern. Ein sparsamer, überlegter Einsatz der Musik und eine hervorragende Synchronisation tragen weiter dazu bei, diesem Film einen besonderen Flair zu verleihen.