Eine Komödie im Mai

Filmplakat: Eine Komödie im Mai

Kurzbeschreibung

Nach dem plötzlichen Ableben der Mutter ruft der Sohn die Familienangehörigen zur Beerdigung auf das Landgut der Provinz. Vor dem Hintergrund der 68er Mai-Unruhe inszeniert die Bourgoisie ein bizarres Spiel und decouvriert sich selbst.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Satire; schwarze Komödie
Regie:Louis Malle
Darsteller:Dominique Blanc; Michel Duchaussoy; Miou-Miou; Michel Piccoli; Harriet Walter
Drehbuch:Jean-Claude Carrière; Louis Malle
Kamera:Renato Berta
Schnitt:Emmanuelle Castro
Musik:Stephane Grappelli
Länge:107 Minuten
Verleih:NEF 2
Produktion: NEF 2 Filmverleih, Nouvelles Editions de Films; TF1 Films; Ellepi Film;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Angst des Bourgois vor der Revolution – sie schwebt über dieser „Komödie im Mai“ deren Originaltitel „Milou en Mai“ das Thema genauer trifft. Denn um Milou, den Verwalter oder auch Miterben des malerischen Landgutes im französischen Südens, baut sich die Handlung auf, um Milou, den Lebenskünstler, den die Naturverbundenheit nicht gegen die kleinbürgerliche Angst vor der drohenden sich nähernden 68er Revolution immun gemacht hat. Dass seine Mutter gerade zu diesem unpassenden Zeitpunkt stirbt und sowohl ihre Beerdigung als auch der Vorgang der Erbteilung durch die politische Situation erheblich beeinflusst werden, haben Louis Malle und sein Co-Autor mit spürbarem Vergnügen dramaturgisch souverän bewältigt. So ist eben doch eine „Komödie im Mai“ entstanden, mit allen, wie es sich gehört, boshaften Apercus und ironischen Ingredienzien, über die der Altmeister nun mal verfügt.

Ob ein Beitrag zu Aufarbeitung der jüngeren politischen Vergangenheit in Frankreich, abgehandelt an einem köstlichen Schauspieleraufgebot, entstehen sollte, oder die penible Sezierung einer von Egoismen wahrlich nicht freien Erbgemeinschaft, die vor dem Hintergrund einer prekären politischen Situation Farbe zu bekennen hat, - nicht die Absicht entscheidet, sondern das Ergebnis. Und dieses wird trotz einiger Einschränkungen – sie beziehen sich auf eine zeitweilige allzu „Harte Handschrift“, die den schwarzen Humor überstrapaziert – vom Bewertungsausschuss einmütig als überzeugend gelungen angesehen. Die Zustimmung betrifft alle Bereiche: den Einsatz und sie Leistungen der Darsteller, das zutreffende Milieu und die vollendete Interpretation durch die Kamera, die Vergleiche mit Tavernier, aber auch Erinnerungen an Tschechow weckt. „Vom Anschauen schöner Landschaften bekommt man schöne Augen“, lässt Malle seinen Milou einmal sagen. Dieser Satz könnte als Motto über einem Film stehen, den das Beiwort „Heimat“ nicht diskreditiert, sondern schmückt.