Der Untergang

Kinostart: 16.09.04
2004
Filmplakat: Der Untergang

FBW-Pressetext

Mit großem Verantwortungsbewußtsein nach historischen Quellen erstelltes Epos über die letzten Tage und Stunden des III. Reiches. Ein sehr ernsthafter, großer Film, dem Respekt gezollt werden muß.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Oliver Hirschbiegel
Drehbuch:Bernd Eichinger
Weblinks:;
Länge:155 Minuten
Kinostart:16.09.2004
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Constantin Film Produktion, Degeto Film; ORF; Eos Production; RAI Cinema;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist ein gewagtes und gewaltiges Unterfangen, die letzten Tage des Dritten Reiches und Adolf Hitlers nicht in einem Dokumentarfilm, sondern in einem Spielfilm nachvollziehbar zu machen. Daß dies gelungen ist, liegt zum einen an der überragenden darstellerischen Leistung von Bruno Ganz in der Rolle von Hitler, dem es gelingt, einen zerstörten, gespaltenen, von Krankheit und Wahn gezeichneten Mann darzustellen, der schon dadurch nicht zum Sympathieträger werden kann. Auch Mitleid für diesen Mann kommt nicht auf, höchstens Verwunderung über die Gefolgstreue seiner Anhänger, die selbst im Bunker unter der Reichskanzlei noch immer hin- und hergerissen sind zwischen Ergebenheit und Zweifel, aber trotz einiger sehr vorsichtiger Versuche, Hitler über die wahre Lage in Berlin aufzuklären, dann doch bis zuletzt treu ergeben bleiben.

Auch alle anderen Darsteller in diesem für das Kino nachgestellten Totentanz, darunter Juliane Köhler als Eva Braun und Alexandra Maria Lara als Traudl Junge, auf deren Erinnerungen der Film zum Teil basiert, Corinna Harfouch als Magda Goebbels und Heino Ferch als Albert Speer, um nur einige zu nennen, überzeugen in ihren meist ambivalenten Rollen.

Regisseur Oliver Hirschbiegel zeigt in starken, oft fast unerträglich dramatischen Szenen das Chaos des Untergangs, stellt dem organisierten Wahnsinn im Bunker, in dem Hitler und seine Gefolgsleute ihre letzten Tage eingeigelt und der Realität entfremdet verbringen, dem absoluten Inferno der Kriegsrealität gegenüber: Menschen, die im Bombenhagel sterben, Soldaten, die laut Befehl bis zur letzen Kugel kämpfen, Verwundete, die in düsteren Gewölben notdürftig versorgt und unter grauenhaften Bedingungen operiert und amputiert werden, fanatische Nazis, die noch Jagd machen auf „Bolschewikenfreunde“ und Systemkritiker. Dazwischen der Tanz auf dem Vulkan mit Orgien und Gelagen – die Welt ist aus den Fugen, während der Führer in völliger Verblendung und Verkennung der Tatsachen noch immer den Endsieg plant und sinnlose Befehle ausgibt.

Der Film basiert zwar zum größten Teil auf den Memoiren der ehemaligen Sekretärin Traudl Junge und den genau recherchierten Publikationen von Joachim Fest über die letzten Tage in Berlin, aber er folgt auch den Regeln des Kinos, indem er fiktive Szenen und Dialoge geschickt in die historisch nachweisbaren und belegten Handlungsteile einbaut. Dabei vermeidet er bis auf wenige Ausnahmen emotionale Übertreibungen oder die Gefahr der Karikatur, die zum Beispiel aufkommt, als Traudl Junge in Folge von „Arbeitsüberlastung“ nicht gleichzeitig Hitlers und Goebbels’ politisches Testament aufschreiben kann oder wenn zu Beginn des Films Hitler unter fünf Frauen seine persönliche Sekretärin aussucht, was entfernt an heutige TV-Serien über die Suche nach sogenannten Stars erinnert.

Neben der geschickten Dramaturgie sind zudem zu loben: die exzellente Ausstattung, die hervorragende Tongestaltung und die dezent eingesetzte Musik, die ohne die sonst üblichen dramatischen Überhöhungen ihre Wirkung erzielt.