Der längste Tag

1961
Filmplakat: Der längste Tag

Kurzbeschreibung

Monumentales Kriegsdrama über den D-Day.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film in seiner Originalfassung das höchste Prädikat erteilt. Die Hersteller sind mit der filmischen Rekonstruktion einer der größten Schlachten der Weltgeschichte ein beträchtliches Wagnis eingegangen, das sie aber in allen Elementen der filmischen Gestaltung bewunderungswürdig bestanden haben. Die drohende Gefahr, bei einer so voluminösen Aufgabe bald in einer bloßen Massenszenerie und kriegerischen Monsterschau zu stranden, wurde durch das Drehbuch bereits in der Exposition des Filmes vorzüglich abgefangen. Im ersten Teil des Filmes, der die Tage vor der Invasion darstellt, wird der Betrachter unter der Hand mit einer Reihe einzelner Menschen auf beiden Fronten bekannt gemacht, die er dann später mitten in dem grandiosen Getümmel des Invasionstages immer wieder zu sehen bekommt. So bleibt er denn auch während der anonymen Kampfereignisse stets persönlich engagiert. In der Exposition des Films hat man aber nicht nur für eine menschliche, individuelle Akzentuierung der historischen Ereignisse gesorgt, sondern den Betrachter auch mit Sorgfalt auf die Schauplätze des erbitterten Ringens am Tag der Invasion vorbereitet. In den Stäben und bei der Unterrichtung der Truppe werden die einzelnen Unternehmungen aus dem Gesamtplan der Invasion durchgesprochen, auf Karten oder auf Tafeln gezeigt. So kann der Betrachter später in dem unübersichtlichen Schlachtgetümmel die jeweiligen Ortschaften und Schauplätze genau ausmachen. Er ist über die strategischen und taktischen Absichten der Alliierten klar informiert und kann daher seine ganze Aufmerksamkeit den eigentlichen Ereignissen und dem Schicksal der einzelnen Menschen an jenem längsten Tag zuwenden. So hat sich der Film durch eine präzis durchdachte Exposition das innere Engagement des Betrachters gesichert und nicht zuletzt auch dafür gesorgt, dass das Interesse des Betrachters nicht vollends von dem kriegerischen Schaubild aufgesogen wird. Schon während der Exposition werden die Männer der einzelnen Nationen in ihren divergierenden Mentalitäten deutlich konfrontiert. So wird dann auch während der heftigsten Kämpfe sofort deutlich, ob es sich bei den jeweils angreifenden Truppen um amerikanische, britische oder französische Verbände handelt. Da die Regie das ganze Geschehen der Invasion von der Seite der angreifenden Alliierten her entwickelt und gesehen hat, ergab sich eine gewisse Steifheit in der Darstellung der Deutschen nahezu von selbst. Freilich dürfte sich auch darin eine bestimmte Absicht der Regie bekunden, die den Unterschied zwischen der vergleichsweise nonchalanten Art der amerikanischen Soldaten und dem militaristisch erzogenen Soldaten auf der deutschen Seite hervorkehren wollte. Es darf bei dieser Gelegenheit betont werden, dass das Drehbuch und die Regie der deutschen Seite durchaus gerecht geworden sind und jeder naheliegenden Versuchung einseitig negativer Überzeichnungen widerstanden haben. So sehr der Film vom einzelnen Menschen ausgeht und sogar auch noch den furchtbaren Tag der Invasion mit liebenswert anekdotischen Variationen durchmischt, so muss auf der anderen Seite doch die meisterhafte Massenregie bei der eigentlichen Invasion bewundert werden. Nicht einen Augenblick hat der Betrachter den Eindruck, dass es sich hier um gestellte, von der Regie nachvollzogene Szenen handelt. Gerade die erbittertsten Kämpfe am Strand, an der Steilküste und um das Kasino wirken in ihrem ungemein dramatischen Auf-bau wie dokumentarische Bildfolgen. Auch hier waltet übrigens eine große Gerechtigkeit nach beiden Seiten. Es wird auf der einen Seite gezeigt, wie die Deutschen sich, oft ganz allein auf sich selbst gestellt, bis zur äußersten Möglichkeit verteidigen. Auf der anderen Seite wird erschütternd deutlich, dass die Alliierten den ersten Tag der Invasion nur unter schwersten Verlusten erfolgreich beenden konnten. Die Durchsetzung des Films mit persönlichen Schicksalen und Gesprächen von Mann zu Mann gelang nicht zuletzt deshalb so eindringlich, weil jede einzelne Figur mit einem ausgezeichneten Schauspieler besetzt werden konnte. Das gilt auch für die wohl schwersten Rollen dieses Filmes, die hohen deutschen Offiziere in den Stäben und Kommandostellen.
Bei dem dauernden Wechsel zwischen den Fronten und Schauplätzen fiel dem Schnitt eine besonders wichtige Aufgabe zu. Er hat zu seinem Teil vor allem an der Kontrastierung zwischen den Fronten und Soldaten glänzend mitgewirkt. Daran war auch die hervor-ragende Kameraarbeit beteiligt. Dank der vorzüglichen Leistungen des Drehbuches, der Regisseure, der Darsteller, der Kamera und des Schnittes ist es gelungen, ein so komplexes, erregendes Ereignis wie die Invasion in der Gestalt eines Filmes nachzuvollziehen. Dabei überraschten die wirklichkeitsnahe Atmosphäre der verschiedenen Bildfolgen und der starke menschliche Gehalt in der gesamten Komposition.
Der Bewertungsausschuss bestätigt für die deutsche Synchronisation des Films „Der längste Tag" das Prädikat „Besonders wertvoll" und bezieht sich dabei auf das Gutachten für die Originalfassung des Films. Die Synchronisation ist der kunstvoll-dramatischen Szene angemessen. Sie findet den richtigen Ton und verfällt nie einem gerade hier unpassenden Pathos.